1. Münsteraner Friedenskartoffelpreis
Im Namen des Komitees verleihe ich
Anton Holkenbrink * Kartoffelbauer, Agrarökonom, Landwirt in Ostbevern
als Anerkennung und wegen seiner Verdienste um Freundlichkeit, Marktvölkerverständigung, westfälischer Sprache und Pflege der Kartoffel - und Genüsekultur seit über 50 Marktjahren den
1. Münsteraner Friedenskartoffelpreis 2019 in Silber
Münster/Domplatz im April 2019
Kartoffelhof Holkenbrink
In den Frühlingstagen startet auf dem Kartoffelhof Holkenbrink im Lehmbrock die Vorbereitung für die Pflanzzeit. Wenn nach Ostern die Böden abgetrocknet sind und sich aufgewärmt haben, beginnt das eigentliche Pflanzen. „Etwa 500 kg Saatkartoffeln werden vorgekeimt, die dann einzeln per Hand auf die vorbereiteten Flächen gesetzt werden. Diese Handarbeit ist so wichtig für den ersten Frühjahrserfolg,“ erläutert Peter Holkenbrink, der das „Kartoffelgeschäft“ von seinem Vater Antonius vererbt bekommen hat. Beide haben sich diesem beliebten Grundnahrungsmittel verschrieben. Tag für Tag, Woche um Woche, seit genau 50 Jahren, dreht sich bei den Holkenbrinks alles um diesen Erdapfel. Und nicht nur das.
Ob Antonius (73) oder Sohn Peter Holkenbrink (46), beide sind mit dem Verbraucher so eng verbunden, dass sie immer ihr Ohr am Markt haben: Auf den Wochenmärkten in Münster verkaufen sie, dort sind sie Urgesteine und als absolute Kartoffelprofis anerkannt. „Dabei war die Kartoffel früher einmal nur eine Zierpflanze,“ erzählt der Sohn, der einst erfolgreicher Springreiter war. „Erst als Preußenkönig Friedrich der Große 1744 befahl, Saatkartoffeln zu verteilen und anzubauen, wurde die Knolle interessant und hat sich im 19. Jahrhundert als Grundnahrungsmittel durchgesetzt,“ weiß Peter Holkenbrink. Der Ostbeveraner ist ein leidenschaftlicher Kartoffelanbauer. Es vergeht kein Jahr, in dem er seine Sorten nicht optimiert. Viele Münsteraner, die seit Jahrzehnten auf den Wochenmärkten zu Holkenbrinks Stammkunden gehören, erleben diese Entwicklung. Man kommt ins Gespräch. „Unsere Begegnungen mit den Menschen, mit den Kunden sind oft persönlich, freundschaftlich, und wir erfahren eine Menge. Unsere Kunden vertrauen uns,“ unterstreicht Antonius Holkenbrink. Seit über 50 Jahren besucht er die Wochenmärkte, und es macht ihm immer noch Spaß.
In der Saisonvorbereitung geraten bei Holkenbrinks zunächst einmal neue Sorten in den Blick. Alle tragen spannende Namen und sind einzigartig. Ein Beispiel ist die „Rote Emmalie“: Sie ist die Kartoffel des Jahres 2018. „Diese haben wir bereits seit fünf Jahren im Angebot. Das Besondere an ihr ist, dass sie durch eine rote Farbe auffällt, würzig schmeckt und einen ausgesprochen feinen Geschmack hat. Das rote Fruchtfleisch ist dem Pflanzenfarbstoff Anthocyan zu verdanken, der ähnlich auch bei Erdbeeren und Himbeeren vorkommt und eine gesundheitsfördernde Wirkung haben soll. Jetzt werde ich sie in wenigen Wochen zum ersten Male auch selbst pflanzen,“ freut sich Peter Holkenbrink.
1968 startete Antonius Holkenbrink mit seinem Kartoffelvertrieb auf den münsterischen Wochenmärkten. Sein Sohn Peter (Bild) ist längst ins Geschäft eingestiegen. Foto: Pohlkamp (WN)
Als eine spannende und beliebte Kartoffel bezeichnet Peter Holkenbrink auch das „Bamberger Hörnchen“: „Diese Kartoffel hat eine lange, gelbe und hörnchenförmige Knolle mit einer gelben Schale und hell gelbem Fleisch. Sie ist festkochend, ertragreich und hat ebenfalls einen sehr guten Geschmack.“
22 verschiedene Sorten werden auf dem Kartoffelhof auch in diesem Jahr gepflanzt. Dazu gehören die „Fingerkartoffel“ oder die „Rosa Tannenzapfen“. Zu allen Sorten geben Peter und Antonius Holkenbrink Hinweise auf den Geschmack und wie und für welches Gericht die jeweilige Frucht eingesetzt werden kann. „Bei uns gibt es auch blaue Kartoffelsorten: Die ,Blaue Anneliese‘ oder der ,Blauer Schwede‘ gehören dazu. Beliebt ist die Sieglinde, eine Knolle, die es seit über 80 Jahren gibt.“ Je nach Stärkegehalt werden die Kartoffeln in drei Kategorien eingeteilt: festkochend, vorwiegend festkochend und mehlig kochend. Sogar Kartoffelrezepte werden auf Wunsch gegeben.
Peter Holkenbrink experimentiert, hört bei Kundenkontakten genau hin, er bildet sich weiter und ist Mitglied in einem Arbeitskreis „Kartoffel“. Pflanzenschutz sei ebenfalls ein wichtiges Thema. Holkenbrink ist überzeugt: „Weniger ist mehr. Ich halte mich an die Empfehlungen der Landwirtschaftskammer.“ Ausdrücklich weist er darauf hin, dass er während der Lagerung keine Zusatzstoffe einsetzt. „Nach der Ernte werden diese auch nicht bestäubt.“
Ab Mitte Juni werden bereits die ersten Frühkartoffeln geerntet und auf den Wochenmärkten angeboten. Doch immer nur so viel wie innerhalb von 1-2 Tagen auch verbraucht werden. Peter Holkenbrink: „Frühkartoffeln sind nur kurz lagerfähig. Die frischen Kartoffeln haben einen eigenen Geschmack, die hauchdünne Schale wäscht man einfach nur mit der Bürste ab, um sie dann zu kochen.“
Wer die Holkenbrinks auf ihrem Hof besucht oder auf den Wochenmärkten erlebt, der trifft auf Menschen, die als Direktvermarkter mit Liebe und Verstand ihre Arbeit tun.